Vielfalt statt Einfalt – Gemäß dem Standort
Artenreiche Vielfalt. Das Zusammenspiel pflanzlichen und tierischen Lebensraumes, in dem natürlich auch wir noch unseren Platz haben. Ein naturnaher Garten ist immer eine Oase auch für den Menschen. Nicht ohne Grund gehen wir in die Natur „raus“. Um uns zu erholen, uns zu entspannen und gleichzeitig Kraft zu tanken.
Niemand würde auf die Idee kommen einen alten morschen umgefallenen, mit Moos überwachsenen, Baumstamm am Waldrand als hässlich und störend zu empfinden. Tritt man bei einem Spaziergang in eine sumpfige Stelle mag man im ersten Moment genervt sein, und trotzdem lenkt es unseren Blick nach unten und macht uns auf das Leben zu unseren Füßen aufmerksam. Wie oft bleibt man an einem Haufen Feldsteine neben einem Acker stehen, weil man aus dem Augenwinkel eine Eidechse entdeckt hat und sich dort, nach Insekten suchende, Vögel so herrlich beobachten lassen. Und wer bleibt nicht neben einer der so selten gewordenen Wildwiese mit all ihren verschiedenen Blüten und Gräsern stehen, um den Anblick und das Geflatter und Gesumme zu genießen.
Holen wir all dies zurück in unsere Gärten. Genießen wir das Loslassen, nicht die Kontrolle zu haben. Freuen wir uns auf die Überraschungen die kommen, wenn dort eine Blume verschwindet, um an ganz anderer Stelle wieder aufzutauchen. Die Vogelvielfalt sich vergrößert, unzählige Schmetterlinge herumflattern, die buntesten und verschiedensten Insekten einziehen, Wildbienen alles bestäuben. Und freuen wir uns über Löcher von Mäusen, weil sie zu Nistplätzen für Hummeln oder das Zuhause von Käfern werden können. Pfeifen wir auf Gelobe und achtungsvolle Blicke von Besuchern beim Anblick perfekt wachsender und gestutzter Blumen- oder Rosenstauden und erfreuen uns lieber an dem andächtigen Schweigen und den großen Augen ob der Vielfalt an Leben und Abwechslung in unserem Garten.
Und wenn schon wetteifern mit den Nachbarn, dann doch bitte um die größtmögliche Artenvielfalt und nicht den perfekten Rasen.
Selbst ohne Insektensterben sollten wir die Frage stellen, wann all dies aus unseren Gärten verschwunden ist. Wann und warum es nur noch darum ging, alles natürlich erscheinende zu vernichten und mit Zuchtformen (die oft aufwändig gepflegt werden müssen) möglichst im rechten Winkel gepflanzt, mit scharf abgestochener Rasenkante zu ersetzen. Statt zu genießen wird gemäht, gedüngt, gespritzt und kontrolliert. Jedes Gleichgewicht wird unterdrückt, über Mehltau und Lausbefall gejammert und die so wichtigen Ameisen, die als letzten vermeintlich sicheren Zufluchtsort vom eigentlichen Garten auf die Terrasse flüchten, werden ebenso ausgerottet wie evtl. schädigende Larven, die sich oft (würde man genauer hinsehen) als Läusefresser entpuppen.
Im Naturnahen- oder Wildgarten bekommen heimische und nützliche Pflanzen den Vorrang. Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass man nie mehr eine gefüllte historische Rose (ökologisch sinnlos aber eben wunderschön und herrlich duftend) oder Schmetterlingsmagnete wie das Patagonische Eisenkraut pflanzen darf. Doch der Hauptbestandteil des Gartens ist heimisch und dadurch auf unsere Insekten- und Tierwelt abgestimmt. Am einfachsten und schnellsten ist die durch eine oder ein Stück Blumen-/ Wildwiese zu erreichen.
Pestizide werden selbstredend nicht eingesetzt. Die Natur hilft und regelt sich selbst, und zwar ohnehin besser als wir das könnten. Und wir lassen ihr die Zeit, die sie braucht.
Verbaute Materialien wie z.B. Steine sollten immer aus der Region sein. Torf ist ein Tabu. Ebenso invasive Pflanzen.